Strecke heute: 136,6 km
Höhenmeter: 1532 hm
Tagesschnitt: 18,48 km/h
Durchschn. Puls: 141
Wetter: Gewittrig mit starken Regenschauern, 19-27°C, windstill bis leichter Rückenwind
Zeit netto / brutto: 7 h 23 min / 8 h 50 min
Der Tag begann wunderschön am Delaware River. War eine Stunde nach Sonnenaufgang draussen, und der Frühnebel dampfte aus dem Wald heraus. Irgendwie herbstlich. Die kühle Temperatur passte auch dazu.
Nach ein paar Kilometern bin ich dann an einem dieser typischen amerikanischen Friedhöfe vorbei, der sich in der Stimmung noch besser macht:
Und als nach etwa 20 km die erste richtige Steigung kam, passierte etwas Seltsames: kein Gegenwind! Da geht natürlich alles gleich viel leichter. Da ich mir für die ersten Hügelüberquerungen kleine Straßen ausgesucht habe (die in dem Fall tatsächlich der allerkürzeste Weg waren) hatte ich auch überhaupt keinen Verkehr. Und oben belohnt die wunderschöne Aussicht:
Und so war die erste Hälfte der heutigen Tour die reinste Freude, trotz der vielen Höhenmeter.
Aber dann…
…kam die Ortschaft Whitney Point. Und die räumt bis jetzt den Pokal des hässlichsten Ortes ab. Plötzlich viel Verkehr, und die Straße so staubig, dass ich es in den Augen spüre. Leider habe ich auch eine Heißhungerattacke und stürme den naheliegendsten Burgerladen (keine Kette, was lokales, durchaus Essbares dabei). Leider spricht die Bedienung kein Englisch – jedenfalls nicht das, was ich gewohnt bin. Der lokale Dialekt scheint zu sein, die halben Worte zu verschlucken: und zwar genau die Konsonanten. Übrig bleibt eine Aneinanderreihung von Vokalen, die für mich absolut unverständlich ist. Die Bedienung ist sich dessen nicht bewusst und wiederholt auf meine Nachfrage, dass ich sie nicht verstanden hätte, dasselbe im selben Dialekt nochmal. Sorry, aber wenn ein Ami, der nach Leoben kommt, versucht Deutsch zu sprechen, dann bemühen sich die Einheimischen wenigstens, das auch zu tun.
Ich fahre also so schnell wie möglich wieder raus, aber diesen Whitney Point habe ich mir offenbar eingetreten, denn nach 5 km fängt es an stark zu regnen, diesmal innerhalb von 10 Sekunden. Gerade genug Zeit, Tomcat in Sicherheit zu bringen, das Rad an den Straßenrand zu stellen und schnell unter einen Baum zu flüchten, der an der Böschung steht. Ein kleiner Biber hat im selben Augenblick die gleiche Idee und flüchtet unter denselben Baum, schaut groß, und verkrümelt sich dann ein paar Meter weiter.
Von da an fahre ich in meiner Regenmontur und bekomme noch ein paar kleine Schauer ab.
Aber dann!
15 km vor meinem Tagesziel in Ithaca geht’s richtig los. Blitz, Donner, Wolkenbruch, das komplette Programm. Bei Blitzen mag ich mich nicht unter Bäume stellen, also bin ich notgedrungen weitergefahren – und zum Glück fahre ich nach einer Minute an einer Ausweiche mit überdachtem Picknicktisch vorbei. Das ist die Rettung. Etwa 20 Minuten dauert der Spuk, und der Regen wird so stark, dass sogar viele Autofahrer am Straßenrand stehenbleiben, da sie sich nicht mehr trauen weiterzufahren. Hier ein kleiner Eindruck aus meinem sicheren Unterstand, man beachte den Bach im Vordergrund, der binnen ein paar Minuten entstanden ist:
Und dann: Sonnenschein! Ich brauche nur mehr gemütlich nach Ithaca runterzurollen. Und da bin ich jetzt auch. Sachen trockengelegt, eingekauft und am Abend „All you can eat“ beim Italiener. Yummi!


Bernhard Sonderegger - mein Fels in der Brandung ;-) Egal ob Sonne, Regenschauer, Gewitter - Die Leistung bleibt TOP! Weiter so!!! :-)
AntwortenLöschenPS: Tolle Fotos!
Hallo Bernhard, ich verfolge deinen Blog nun seit Anfang an und es bekräftigt mich in meiner Meinung: DU BIST WAHNSINNIG!!!
AntwortenLöschenAlleine beim Lesen schmerzt mir schon der Hintern. Wie schaffst du das.
Ich habe folgenden Spruch in Kanada abgelassen: "Mit dem Flieger ist es von der Ost bis zur Westküste schon unangenehm lang, mit dem Auto ist es schon verrückt, mit dem Fahrrad ist es der pure Wahnsinn."
Deine literarischen Werke bringen mich immer zum Lachen, also ich freue mich schon auf die nächste Episode und tief im Inneren bin ich wahrscheinlich einfach nur neidisch welches tolles Erlebnis du gerade durchmachst.
Ich beginne morgen mit meinem Fitnessprogramm und starte mit Dehnen. Mein Ziel ist bescheiden: In 55 Tagen meine Schuhbänder zubinden können, ohne mich dabei setzen zu müssen. Der Link zu meinem Blog folgt noch.
Alles Gute und viel Erfolg, Peter
Hi Peter! Unbedingt einen day-to-day Fotoblog, an dem man die Fortschritte erkennen kann, wie weit Du schon runterkommst ;-)
AntwortenLöschenUnd das mit dem Hintern kann ich gut nachfühlen, das geht mir beim Lesen genauso...